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Regelmäßig wird in den Medien der "Exportweltmeister" verkündet. Deutschland ist über die letzten Jahre hinweg bei der "Titelvergabe" immer weit vorn mit dabei, hat diesen "Titel" gar mehrfach errungen. Doch was steckt eigentlich genau hinter dem Exportweltmeister?
In den Medien wird häufig in Zusammenhang mit dem Exportweltmeister vereinfacht vom Volumen der Warenexporte oder den Überschüssen zwischen Warenex- und -importen gesprochen. Das ist, streng genommen, nicht richtig. Um die wirtschaftliche Außenbeziehung genauer abzubilden, ist die sogenannte Leistungsbilanz der richtige Ausgangspunkt. Hier werden neben den Warenex- und -importen auch die Dienstleistungsex- und -importe erfasst - Waren und Dienstleistungen bilden zusammen die Handelsbilanz - sowie Einkommens- und Vermögensbewegungen (bspw. grenzüberschreitende Einkommenstransfers) und laufende Übertragungen (bspw. grenzüberschreitende staatliche Zahlungen). Hieraus ergibt sich dann ein Leistungsbilanzüberschuss oder -defizit. Das Land mit dem höchsten Leistungsbilanzüberschuss ist dann "Exportweltmeister".
Da anteilsmäßig die grenzüberschreitenden Warenbewegungen den mit Abstand größten Block in der Leistungsbilanz ausmachen, ist eine Konzentration auf die Warenex- und -importe oder den Handelsbilanzüberschuss durchaus verzeihbar. Die Außenhandelsbeziehungen sind im Wesentlichen durch Warenbewegungen getrieben. Neben der absoluten Größe der Exportüberschüsse ist als Kennzahl auch die Relation zum Bruttoinlandsprodukt üblich. So sind Länder unterschiedlicher Größe und damit Wirtschaftsleistung miteinander besser vergleichbar.
In absoluten Zahlen ist in den letzten Jahren eine Art "Kopf-an-Kopf-Rennen" zwischen Deutschland und China bei den Leistungsbilanzüberschüssen entstanden. Mitte bis Ende der 2000er lag China bei den Überschüssen zumeist vorn, seit den 2010ern ist Deutschland meist der "Exportweltmeister". Anfang der 2000er lag hier noch Japan vorn, das sich mittlerweile nach absoluten Zahlen im Mittelfeld wiederfindet. Hohe Leistungsbilanzüberschüsse weisen in den letzten Jahren zudem Saudi-Arabien, die Niederlande und Südkorea auf. In Relation zum Bruttoinlandsprodukt liegt Saudi-Arabien gar ganz vorn. Auf der anderen Seite weisen die USA die - mit Abstand - höchsten Leistungsbilanzdefizite auf.
Das Deutschland eine exportorientierte Wirtschaft ist, ist keine Überraschung. Der über die Jahre gewachsene Leistungsbilanzüberschuss deutet zudem an, dass die Exportwirtschaft deutlich stärker gewachsen ist als die Importwirtschaft. Welche Produkte werden also besonders häufig aus Deutschland exportiert? Genaue Zahlen deuten an, dass die Exportwirtschaft sich aus mehreren Branchen speist, insbesondere sind dies:
Aufgeteilt nach Branchen oder Produktgruppen hat Deutschland in den letzten Jahren in den obigen Kategorien die höchsten absoluten Exportzahlen ausgewiesen. Es sind somit nicht nur die deutschen Autos, die im Ausland nachgefragt werden.
Der Titel "Exportweltmeister" unterstellt etwas Positives, was damit einhergeht. Es ist durchaus richtig, dass durch steigende Exporte das Wirtschaftswachstum ebenfalls steigt und so auch die Beschäftigtenzahl und das allgemeine Einkommensniveau, jedoch sind mit Leistungsbilanzüberschüssen auch Gefahren verbunden.
Die Finanzkrise hat eine der Gefahren deutlich gemacht: Ein Übergewicht auf die Exportwirtschaft macht die gesamte Wirtschaft des Landes anfälliger bei Krisen von außen. Das ist umso drastischer der Fall, wenn sich die Exporte auf wenige Produkte beschränken oder mit wenig Handelspartner gehandelt wird. Beides ist für Deutschland nicht in diesem Ausmaß gegeben und auch bestimmte Währungsrisiken sind dadurch abgemildert, dass ein Großteil der deutschen Handelsbeziehungen mit anderen Euro-Ländern stattfindet, dennoch ist diese Abhängigkeit mit Vorsicht zu genießen. Die letzte Finanzkrise hat die deutsche Wirtschaftsleistung um mehr als fünf Prozent einbrechen lassen - so viel wie bei keinem der anderen europäischen Länder.
Darüber hinaus verstoßen die massiven Leistungsbilanzüberschüsse gegen das wirtschaftspolitische Ziel des außenwirtschaftlichen Gleichgewichts, das direkt aus dem Wirtschafts- und Stabilitätsgesetz von 1967 folgt. Durch diese Verfehlung werden zudem anderen Ländern Leistungsbilanzdefizite aufgebürdet (auf eine Weltsicht bezogen müssen die Überschüsse des einen Defizite des anderen bedeuten) - für die betroffenen Staaten bedeutet das eine permanente Schuldenerhöhung.
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